Spielerische Vorbeugung gegen Übergewicht bei Kindern. Materialien für Schulen verfügbar
(ukg 31.1.2006) Ernährungspsychologen des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen haben zusammen mit dem Eutiner Institut für Bewegungstherapie und Rehabilitation das Ernährungs- und Bewegungs¬programm „Fitte Schule“ entwickelt. Dieses Präventionskonzept will das Umfeld „Schule“ nutzen, um Kinder und Jugendliche spielerisch an einen aktiven und gesunden Lebensstil heranzu¬führen. Das Programm ist für die vierten bis sechsten Klassen aller Schulformen konzipiert. In kurzen „Quizaktiv-Pausen“ während des Unterrichts bauen die Kinder Spannungen ab und stärken ihre Teamkompetenz. Sie werden körperlich aktiv und erwerben relevantes Ernährungswissen. Ein Material-Set steht den Schulen ab sofort zur Verfügung. Das Programm wurde im Dezember 2005 von der „Plattform Ernährung und Bewegung e.V.“ begutachtet und als qualitätsgesicherte Maßnahme zertifiziert. Die Plattform ist eine gemeinsame Präventionsinitiative des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie Gesellschaften und Verbänden.
Vor der Begutachtung hatten zwei fünfte Realschul-Klassen das Programm „Fitte Schule“ ein halbes Jahr im Unterricht getestet. Einmal am Tag lösten die Kinder in kleinen Gruppen ein Ernährungs-Quiz oder eine Bewegungsaufgabe. „Die Schülerinnen und Schüler wie auch die Lehrer haben die spielerischen Quiz-Aktiv-Pausen gerne genutzt“, sagt Dr. Thomas Ellrott von der Ernährungspsychologischen Forschungsstelle der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie (Direktor: Prof. Dr. Eckart Rüther) am Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen: „Das Konzept haben wir an beliebte Quizshows im Fernsehen angelehnt. In der Evaluation gaben die Schüler an, die Quiz- und Bewegungsaufgaben im Unterricht hätten ihnen viel Spaß gemacht. Auch konnten sie sich nach den knapp fünfminütigen Pausen wieder besser auf den Unterricht konzentrieren. Fünf Minuten am Tag reichen natürlich für einen großen Erfolg alleine nicht aus. Wir wollten ein Programm entwickeln, das andere Konzepte wie tägliche Sportstunden („Fit für Pisa“) ergänzt, dabei aber mit minimalem Aufwand und geringen Kosten vom Klassenlehrer im Unterricht eingesetzt werden kann“, so Ellrott.
Jedes vierte bis fünfte Kind in Deutschland ist übergewichtig, jedes 10te bis 20ste Kind ist fettleibig (adipös). Die schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen sind im europäischen Vergleich noch immer verbesserungswürdig. Gleichzeitig sind Körpergefühl und Koordination so schlecht wie nie zuvor. „Wir müssen in erster Linie die Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen ändern, wenn wir die Entwicklung umkehren wollen. Schulen sind dafür gut geeignet, weil die Kinder täglich viele Stunden dort verbringen“, sagt Dr. Ellrott: „Ein weiterer Schwerpunkt von „Fitte Schule“ liegt auf der Integration von übergewichtigen und lernschwachen Kindern sowie solchen mit schlechten Deutschkennt¬nissen. Nach Meinung der Lehrerinnen ist dies in den Evaluationsklassen sehr gut gelungen.“
Die Kooperation zwischen Dr. Ellrott von der Ernährungspsychologischen Forschungsstelle in Göttingen und Dr. Axel Armbrecht vom Institut für Bewegungstherapie und Rehabilitation in Eutin entwickelte sich über wissenschaftliche Kooperationen. Zu dem Projekt „Fitte Schule“ steuerten die Göttinger Experten ihr Fachwissen in Ernährungspsychologie und in pädagogischen Fragen bei, die Experten aus Eutin brachten ihre Kompetenz in der Entwicklung von Bewegungsprogrammen ein. Der AOK-Verlag ist Partner bei der Herstellung der Materialien.
Weitere Informationen erhalten Sie über die Projektseite „Fitte Schule“ oder nehmen Sie Kontakt zum Institut auf.